Glaube > Leistung

Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch - Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.
- Epheser 2,8-9

Ich weiß nicht, wie es dir geht: Bei mir ist es jedenfalls so, dass es in mir drin steckt, zu denken, etwas tun zu müssen, um vom Vater angenommen zu werden, um von ihm wirklich geliebt zu sein. Mehr tun zu müssen. Besser zu sein. Anders zu sein.
Einfach "nur" aus Gnade durch den Glauben gerettet zu sein - kann das sein?! Müssen wir nicht doch irgendwo, irgendwie noch etwas tun? Etwas tun, um genug zu sein für den Vater; etwas tun, um wertvoll zu sein für den Vater; etwas tun, um der Errettung wenigstens ein biiisschen würdig zu sein usw. usw.

Vor ca. zwei Monaten lag ich abends im Bett und habe sehr echt Dankbarkeit fühlen dürfen ggü. Jesus - dass er mich gerettet hat, dass ich sein Kind sein darf, dass er mich "meine Tochter" nennt. :) Solche Momente sind das Schönste: Wenn ich ganz freimütig Gemeinschaft mit Jesus habe, ihm Dinge erzähle und dabei einen hellen Frieden mit heller, fast kindlicher Freude im Herzen habe. Wenn ich merke: Er ist da. Ich soll ja im Glauben wandeln und nicht im Schauen, deshalb spüre ich seine Präsenz nicht immer, doch wenn sie da ist - unbeschreiblich. Aus einem Impuls heraus bin ich irgendwann aufgestanden und habe einfach meine Bibel geöffnet. Bei Jesaja 43 bin ich gelandet; bei Vers 4 leuchtete es in meinem Herzen auf, glaube ich, jedenfalls sprach Gott, der Vater mich direkt an, das durfte ich in dem Moment besonders wahrnehmen:

Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Erretter! Ich habe Ägypten hingegeben als Lösegel für dich, Kusch und Saba an deiner Stelle.
Darum,
weil du kostbar bist in meinen Augen und wert geachtet und ich dich lieb habe, so gebe ich Menschen für dich hin und Völker für dein Leben.
- Jesaja 43,3-4

Solche lebendigen Liebesbeweise des himmlischen Vaters, die er uns in persönlichen Gemeinschaftsmomenten schenkt, sollten wir fest verwahren in unserem Herzen, denn der Widersacher möchte diese wertvollen Momente / Erinnerungen / Gedanken / Wahrheiten stehlen. Es werden immer Zeiten kommen, in denen wir ganz im Glauben wandeln müssen und null im Schauen (auch Fühlen).

Der Vater hat mir mehrfach gezeigt, dass ich in seinen Augen / für ihn bereits wertvoll bin. Obwohl ich in meinem Leben sehr auf Abwegen war und halt ein übelster Sünder, hat der Herr Jesus mich trotzdem sehr, sehr gesucht. Er hat seine 99 Schafe verlassen, um nach mir, dem Verlorenen, zu suchen. <3
Ich kann keine Leistung bringen, um an seiner Liebe zu mir etwas zu ändern. Ich muss es vor allem auch nicht.

Der Glaube ist aber etwas, für den wir uns entscheiden müssen. Das Wort sagt zwar, dass Jesus der Anfänger und Vollender unseres Glaubens ist. Diesen Glauben bewirkt er in mir, das weiß ich - diesen Glauben, der mich rettet vor dem kommenden Zorn Gottes.
Dennoch merke ich in meinem Alltags-Glaubensleben, dass ich da mit meinem freien Willen etwas dazu tun kann.

Ich darf mich dafür entscheiden, mir all die Verheißungen, die Gott mir in seinem Wort macht, aufzuschreiben; sie mir durchzulesen oder erneut aufzuschreiben, wenn ich sie gerade gar nicht "fühlen" oder im Glauben annehmen kann; sie zu verinnerlichen & den Vater darum zu bitten, dass er sie mir tief ins Herz schreibt. Ich darf mich dafür entscheiden, an diese Verheißungen zu glauben, auch, wenn ich mich gerade nicht danach fühle. Ich glaube, hilf meinem Unglauben - ein Gebet, das wir mit unserem freien Willen jederzeit sprechen dürfen. Ich darf mich dafür entscheiden, den Kampf aufzunehmen: Aktiv mit dem Wort Gottes, insbesondere mit den persönlichen Worten, die der Herr mir in Gemeinschaft gab,
in den Kampf ziehen gegen die Lügen des Widersachers, gegen falsche Glaubenssätze, die noch in mir drin sind. Das ist etwas Aktives, für das wir uns entscheiden müssen / dürfen. Wenn wir nicht das Schwert aus der Waffenrüstung in die Hand nehmen und uns damit verteidigen, dann brauchen wir uns nicht wundern, wenn Lügen uns besudeln. Und das alles natürlich gemeinsam mit dem Herrn, denn ohne ihn können wir nichts tun - letztlich ist er es ja, der für uns kampft. Wir können im Gebet um Hilfe dabei bitten, dass wir uns entschieden auf die Wahrheit stellen, auf den ewigen Fels = Jesus Christus. Und: Mit der Hilfe des Herrn rechnen.

Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er ist und dass er die belohnen wird, welche ihn suchen.
- Hebräer 11,6

Der Glaube. Der kindliche Glaube. Freimütigkeit, Vertrauen, fest damit rechnen, dass Gott hält, was er verspricht.

Vor einigen Monaten hat eine Glaubensschwester darüber geredet, dass Gott durch den Glauben geehrt wird. Danach - mal wieder im Zweifel und in der Überzeugung "ich bin nicht (gut) genug", - habe ich Jesus gefragt, ob es denn wirklich so einfach ist, ihm die Ehre zu geben. Ob es wirklich sein kann, dass wir "einfach" durch den Glauben an ihn bereits ihm die Ehre geben. Kann es so einfach sein?

Nach dem Gebet habe ich wahllos eine Predigt von Karl-Hermann Kauffmann angehört.  In einem Satz sagte er tatsächlich, dass wir Gott durch den Glauben ehren. Gebetserhöhrung: Check.

Jetzt, vor einigen Tagen, habe ich mal wieder darüber nachgesinnt, ob ich nicht "etwas tun müsste", um von Gott wirklich angenommen zu sein, um mich in seine Nähe zu wagen, um bedenkenlos zu ihm kommen zu können. Andauernd ist bei mir im Hinterkopf der Glaube, dass Jesus mich nicht anhören möchte oder so, dass er nicht bei mir sein möchte, mich vielleicht abweist, weil ich halt nicht perfekt im Heiligen Geist wandle.

In diesem Fall ging es eher darum, wie ich Gott Dankbarkeit zeigen kann - in Taten, nicht nur in Worten. Denn in den letzten ca. zwei Wochen war ich mal wieder sehr viel am Gammeln und Essen. So sieht gelebte Dankbarkeit jedenfalls nicht aus. Ich bete aber regelmäßig dafür, dass ich auf jeden Fall ehrlich dankbar bin, d.h. in einer aufrichtigen Dankbarkeit lebe, die sich in Taten zeigt. So habe ich dann den Herrn gefragt, was ich tun muss, um ihm meine Dankbarkeit zu zeigen. Bei der Frage war ich etwas zögerlich, denn ich hatte Angst vor der Antwort: Muss ich irgendetwas "Großes" tun, etwas Bemerkenswertes (was auch immer das dann sei)? Fühle mich nicht in der Lage zu großartigen Taten der Nächstenliebe, denn ich bin erfüllt von lähmender Interessenlosigkeit. Dass ich da aber nichts für kann, hat Jesus mir wunderbar bestätigt - darüber werde ich vielleicht im nächsten oder übernächsten Text schreiben.

Nachdem ich diese Sache dem Herrn vorgelegt habe, ging ich ins Wort. Ich war gerade bei Römer 3.
Die Kapitel 3 und 4 las ich mir durch und danach bzw. gegen Ende / währenddessen fiel mir auf, dass es in diesen Kapiteln sehr um den Glauben geht. Und plötzlich hatte ich dieses "mich-angesprochen-Fühlen" im Herzen (dort lebt auch der Heilige Geist, laut Römer 5,5). Mir fiel auf, dass Gott mir gerade eine Antwort auf meine zuvor gestellte Frage gibt - was ich denn tun müsse, um ihm meine Dankbarkeit zu zeigen.  Die Antwort ist: Glauben.
Der Glaube ist es, der uns wohlgefällig macht vor dem Vater, der Glaube an seinen Sohn Jesus Christus ist es, durch den wir uns ihm nahen dürfen + können.

Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe gebracht worden durch das Blut des Christus.

- Epheser 2,18

Dieser Glaube muss scheinbar immer wieder erfrischt & geläutert werden.
Nach dieser "Erkenntnis", dass ich Gott bereits durch den Glauben (Ehre und) Dankbarkeit geben kann, habe ich ein Notizbuch, das vor mir auf dem Tisch lag, zur Hand genommen und es irgendwo im vorderen Bereich aufgeschlagen. Wollte einfach mal schauen, was ich zu der Zeit gerade aufgeschrieben hatte.
Ich bin beim 13.4. gelandet (jetzt ist Anfang September) mit dem Vers:

Nicht, dass wir über euren Glauben herrschen, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude;
denn ihr steht durch den Glauben.
- 2. Korinther 1,24

Glaube, Glaube, Glaube! habe ich in den Freitext darunter geschrieben + Vermerk auf Hebräer 11,6 (s.o.).

Das war eine Bestätigung dafür, dass Jesus wirklich zu mir gesprochen hatte beim Lesen von Römer 3+4. Ich muss keine Leistung bringen (kann ich ja sowieso nicht), sondern es genügt dem Herrn & Vater, wenn ich im Glauben wandle und mich darum bemühe, in diesem Glauben zu stehen, zu wachsen: Wort Gottes lesen, beten / Nähe zum Vater suchen, um Hilfe bitten = ihn einfach überall mit einzubeziehen in dem Glauben, dass er einbezogen sein möchte, dass er Nähe zu mir möchte.

>Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. < , sagt Jesus in Johannes 15,5.

Die Reihenfolge muss stimmen. Nicht zuerst Werke und dann irgendwie noch nebenbei die Beziehung zum Herrn einbauen, sondern anders herum. Jesus first, always! Gott sei Dank geht das bei mir eh nicht anders, denn aufgrund meiner Interessen- und Kraftlosigkeit geht bei mir aus mir selbst heraus sowieso nichts. Mir scheint es, als wollte Gott mich erstmal ganz und vollkommen und aufrichtig bei Jesus Christus & in Jesus Christus ankommen lassen, bevor er mir eine Aufgabe gibt. Jesus Christus muss / darf / soll meine einzige Freude und Kraftquelle sein, unabhängig von meinen äußeren und inneren Umständen. Er muss genug sein, und ich darf wissen, dass ich genug bin für ihn.
Wenn ich Jesus habe, habe ich alles, was ich je brauche. Wenn ich mich voll & ganz von ihm allein erfüllen lasse, dann können mir auch Interessen-und Kraftlosigkeit u.Ä. nichts mehr anhaben. Jesus möchte durch mich wirken, sein Licht leuchten lassen durch mich. Dazu muss die Beziehung intakt sein. Vielleicht schwankt es dahingehend, weil ich nicht aufrichtig und fest im Glauben stehe - zu viele Zweifel, Sorgen u.Ä. Dadurch wiederum bin ich vielleicht anfälliger für Anfechtungen, die mich beim Essthema sehr einfangen können. Und wenn ich in Zuckersucht schwelge, dann ist`s mit einer nahen Beziehung zum Herrn nicht weit her.

Fazit ist auf jeden Fall: Gott hat mir gezeigt + bestätigt, dass es ihm um den (kindlichen, freimütigen) Glauben geht, nicht um Leistung oder Werke. An einem echten, bedingungslosen Glauben erfreut er sich, durch einen echten Glauben zeige ich ihm Dankbarkeit und ehre ihn.

Und Jesus sagt schließlich in Joh. 18,36: "Mein Reich ist nicht von hier".
Es heißt außerdem in Lukas 16:15, dass das, was bei den Menschen hoch angesehen ist, ein Gräuel ist vor Gott. Dazu kommen mir einfach direkt Gedanken zu der verrückten Leistungsgesellschaft dieser Welt, in der wir dies tun müssen und jenes, in der wir so-und-so sein & funktionieren müssen, in der wir einfach eine Art Barcode sind, der Gewinn in irgendeiner Form bringen soll; in der wir "etwas sein müssen" oder in der wie etwas Bestimmtes tun müssen, um etwas zu "sein"; in der wir gewisse Dinge erreichen müssen, um "etwas zu sein". Zumindest habe ich eine derartige Prägung mitbekommen, kann natürlich bei jedem anders sein.

Beim himmlischen Vater stehen die Dinge jedenfalls schon mal grundsätzlich anders als in dieser gefallenen Welt, in vielerlei Hinsicht, doch darauf möchte ich hier jetzt gar nicht eingehen - wie sehr un wie genau die Dinge bei Gott anders stehen als hier, das kann ich sowieso gar nicht erfassen. Habe ein Gefühl dafür, und das kann ich glaube ich nicht darlegen.
Der Vater wünscht sich einen aufrichtigen Glauben. Durch den Glauben können wir eine Liebesbeziehung zum Vater & Sohn führen, für die wir geschaffen sind. Wir sind nicht geschaffen, um gewisse Werke zu tun - diese sind zwar laut Epheser 2,10 zuvor bereitet, dass wir in ihnen wandeln sollen, doch diese Werke sind nicht der Grund, warum wir existieren. Dass Gott sich einfach eine Liebesbeziehung wünscht (aus der dann sowieso alles entspringt, was er für uns vorbereitet hat), dafür habe ich auch ein lebendiges Zeugnis, eine lebendige Erfahrung bekommen vor einigen Wochen - darüber schreibe ich wohl im nächsten Text.

Mit diesem Text möchte ich nicht sagen, dass wir leben können, wie wir wollen, wenn wir nur glauben. Das ist natürlich Irrsinn. Jesus sagt: Wer meine Gebote festhält und sie befolgt, der ist es, der mich liebt. (Johannes 14,21)

Paul Washer vermittelt das in einigen Predigten sehr, sehr gut: Wenn ein Mensch wirklich gerettet ist, also wenn er diesen rettenden Glauben an Jesus Christus hat, dann wird dieser Mensch nach und nach verändert von Gott. Je mehr wir Jesus suchen, ihm uns ganz hingeben wollen mit allen Entscheidungen des Lebens, wenn wir die Beziehung zu ihm pflegen, dann passiert etwas im Charakter. Der äußere Mensch zerfällt, doch der innere Mensch wird Tag um Tag erneuert, schreibt Paulus in einem der Briefe.

Römer 8,8:
Und die im Fleisch sind, können Gott nicht wohlgefallen.

Durch die Umkehr zum Vater sind wir im Geist, wenn wirklich Gottes Geist in uns wohnt. Christus-in-uns ist unsere Hoffnung auf Herrlichkeit. Der Vater sieht uns durch seinen Sohn Jesus Christus, an dem er Wohlgefallen hat. Der Glaube an diesen Sohn Gottes ist es, der rettet & uns vor dem Vater wohlgefällig macht. :)